Auto fahren: Monat eins

Die Fahrschule bereitet dich auf das Auto fahren ungefähr genauso gut vor, wie die Uni auf die reale Arbeitsbedingungen vorbereitet. Also, unzureichend.

Jede Fahrt mit dem eigenen Auto kostet mir mehr Nerven und Kräfte als die Fahrprüfung.

Zum einen, es fehlt eine zweite, erfahrenere Person im Auto. Niemand kann bestätigen, dass ich richtig fahre, oder auf meine Fehler hinweisen. Das macht mich ziemlich unsicher.

Zum anderen muss ich jetzt während der Fahrt all das übernehmen, was in der Fahrschule der Lehrer macht: Klimaanlage einstellen, Scheiben waschen und sagen, wohin es lang geht. Das lenkt ab vom Fahren selbst, das haben wir nicht in der Schule trainiert, und deswegen macht es mich unsicher.

Was wir noch nicht trainiert haben, ist parken in den Parkhäusern. Die Theorie, wie man ein- und ausfährt und bezahlt, die kenne ich. Aber: in welchem Gang muss ich einfahren? Darf ich die Gegenfahrbahn benutzen, um steiler einzufahren? In welchem Gang fahre ich auf? Muss ich Licht einschalten? Was ist sinnvoller – vorwärts oder rückwärts einparken? Und das wichtigste: spürt man im Auto, dass man gerade ein anderes Auto oder einen Pfeiler touchiert? Ich dachte, ich hätte noch rechtzeitig anhalten können, wenn ich was höre oder spüre. Tatsächlich habe ich erst dann was gehört, wenn der Außenspiegel schon angebrochen war. Man muss immer in alle Richtungen SCHAUEN!

Ich war auch nicht auf das Gefühl vorbereitet, das man spürt, wenn das Auto kaputt geht. Einen Tag nach dem Autokauf den Spiegel beschädigen fühlte sich so an, als ob ich meinen Arm gebrochen hatte.

Wenn dann der Service von Alfa Romeo mir einen Kostenvoranschlag von über 3000 € gemacht hat (nicht nur für den Spiegel, da gab es sonst noch vieles zu tun), war das nicht mehr lustig. Gut, einige Sachen habe ich über die Gewährleistung beheben lassen, und ein Ersatzspiegel hat mich auf Ebay 40€ gekostet. Aber man lernt unglaublich viel dazu. Zum Beispiel, wie man das CD Radio mit zwei Bügeln aus der Schacht herauszieht.

Das sonstige Thema, wo ich durch die Fahrschule nicht vorbereitet war, ist das Zubehör. An einen neuen Vebandskasten und die Warnweste habe ich noch gedacht. Was ich sonst noch mitfahre ist eine kompakte Lampe, ein Glasreinigungsmittel, eine Waschlappe,  ein KFZ-Ladeadapter, eine Parkuhr und Wasserflaschen. Ich habe das Gefühl, dass ich noch weitere Sachen mitfahren sollte, weiß aber nicht, welche.

Was ich auch nicht wusste, was genau würde mein Fahrzeug verkehrsuntauglich machen. Wenn z.B. die Sonnenblende und die Scheibenwischer nicht gehen, darf ich das Auto trotzdem fahren? Das hat mich noch zusätzlich verunsichert, abgesehen von den üblichen Schwierigkeiten (ein Benziner statt Diesel, andere Maßen, größerer Wendekreis).

Traurig fand ich die Tatsache, dass der Weg zur Arbeit über die Autobahn (24km und 29 Minuten) weniger Benzin verbraucht als der Weg über die Landstraße (17km und 37 Minuten). Die Alfa verbraucht bei 20kmh doppelt so viel als bei 80kmh. Wohl das technische Problem von allen Verbrennungsmotoren. Soll mein nächstes Auto elektrisch sein?

Spätestens nach einer 1,5stündiger Autobahnfahrt habe ich auch festgestellt, dass die einfachen Regeln meines Fahrlehrers, wie man den Sitz einstellt, nicht ausreichend sind. Einen Nackenkissen habe ich schon bestellt, und probiere gerade unterschiedliche Rückenneigungen aus. Abgesehen davon wundert es mich, dass ich in meiner Sitzposition manchmal den Ampel nicht sehen kann.

Was ich aber sehr gut sehen kann sind die Schnauzen von Autos hinter mir, die zu oft an meinem Heck kleben. Verstehe ich nicht. Das passiert entweder dann, wenn ich genau die angezeigte Höchstgeschwindigkeit + 9kmh fahre. Dann werde ich auch nicht schneller fahren und mein Fahrerlaubnis riskieren. Oder passiert es dann, wenn ich mich gerade verlangsame, um in den Parkhaus richtig einzufahren. Dann werde ich auch nicht schneller sein. Und genau das macht mich fertig, denn ich hasse es, wenn ich jemandem im Weg stehe, hier kann ich mich aber nicht anders verhalten.

Ach ja, den Aufkleber “Anfänger” habe ich entschieden nicht anzubringen, weil er die Ästhetik von Alfa stören würde. Trotzdem gibt es erstaunlich wenig Leute, die hupen oder abgesehen vom Drängeln sonst sich arschig verhalten würden.

Ansonsten lernt man unerwartet viele Kleinigkeiten dazu. Dass z.B. der Fahrzeugschein nicht in die Geldbörse passt und eine neue muss her. Dass die Kennzeichen nicht gleich sind und eins davon muss hinten sein. Dass die meisten europäischen Autos die Tankklappe rechts haben, und die asiatischen links. Dass der Ölstand beim warmen Motor überprüft werden muss, während alle anderen Flüssigkeiten beim kalten Motor zu prüfen sind. Dass Hemde mit einer Brusttasche praktischer ist, als die Hemde ohne, weil dann der Parkticket in der Haste mit dem Mund gehalten werden muss.

Fazit: es gibt noch ganz viel zu lernen und ich verstehe nicht, warum ich dabei nicht unterstützt werde. Ich finde keine sinnvollen Bücher oder Kurse für Fahranfänger. Als ob niemand bisher diesen Weg gegangen ist, oder als ob die gewonnene Erfahrungen es nicht Wert sind, geteilt zu werden…

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